Von Hurenmenschen, Polacken, Volksgenossen

Eine szenische Folge in zwölf Bildern von Walter Landin
Regie: Eva Martin Schneider, Musik: Hans Reffert

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Worum geht es in der szenischen Folge?
Wie ist das Stück entstanden?
Wie kam es zur Inszenierung?
Wie die Presse über die Uraufführung urteilte
Wer spielt alles mit?
Wo wurde das Stück aufgeführt?

Der vollständige Text: Von Hurenmenschen, Polacken, Volksgenossen













 

 

Wie ist das Stück entstanden?

 

Die Idee zu der szenischen Folge stammt von Dr. Peter Koppenhöfer vom Verein „KZ-Gedenkstätte Sandhofen e.V.“ Grundlage des Textes bilden die Gerichtsakten zu zwei Prozessen gegen Mitglieder des Schlägerkommandos aus den Jahren 1948 und 1952 und Befragungen Sandhofer Bürger, die in den achtziger und neunziger Jahren im Zusammenhang mit der Gedenkstätte Sandhofen von Peter Koppenhöfer durchgeführt wurden. Die Unterlagen wurden dem Autor Walter Landin zur Verfügung gestellt. Die Aufführungsfassung wurde in enger Zusammenarbeit mit der Regisseurin Eva Martin-Schneider entwickelt. Bei der endgültigen Textversion waren auch die Schauspieler beteiligt.

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Wie kam es zur Inszenierung?

 

Inszeniert wird das Stück von der Schauspielerin und Regisseurin Eva Martin-Schneider. Die Theatergruppe hat sich eigens zur Aufführung der szenischen Folge „Von Hurenmenschen, Polacken, Volksgenossen“ zusammengefunden. Schüler aus Mannheimer Schulen (von der IGMH, vom Feudenheim-Gymnasium, von anderen Schulen), Jugendliche aus dem Schnawwl-Spielclub, Studenten, eine Praktikantin, ein Angestellter und Mitglieder der Senioren Theatergruppe „Spätlese“ spielen mit. Das Alter der Schauspieler, die alle ehrenamtlich mitspielen, liegt zwischen zwölf und 78 Jahren.

 

Der Mannheimer Musiker und Gitarrist Hans Reffert hat zu dem Stück eine Musik geschrieben. Bei der Uraufführung am 27. Januar 2001 spielte Hans Reffert live.

Nur die Regisseurin und der Musiker Hans Reffert sind Profis.

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Presse-Echo zur Uraufführung

 

Artikel aus: Die Rheinpfalz vom 29. Januar 2001-01-31

 

Hurenmenschen und Polacken  

Szenische Collage anlässlich des Holocaust-Gedenktags am Samstag in N1  

 

Der Ratssaal im Stadthaus N1 war proppenvoll, auch die Galerie. Doch obwohl ungewöhnlich viele Menschen gekommen waren am Samstagabend, um den Holocaust-Gedenktag in einer Veranstaltung der Stadt zu begehen, herrschte im Anschluss sekundenlang betroffenes Schweigen.
 

Am 27. Januar 1945 war das KZ Auschwitz befreit worden; Bundespräsident Roman Herzog hatte den Tag 1996 als bundesweiten Holocaust-Gedenktag proklamiert. In diesem Jahr widmete sich die Gedenkveranstaltung den Zwangsarbeitern. Die für diesen Anlass geschriebene szenische Collage, die auf der Basis historischen Materials Sadismus und Gräuel wieder aufleben ließ, wie sie sich direkt in Mannheim zugetragen haben und auch sonstwo, ging unter die Haut. Eine ungewöhnliche Veranstaltung, die niemand der Anwesenden unberührt gelassen hat.
Wer wäre nicht schon einmal mit einem Touristen die gleiche Straße entlang gegangen, hätte ihm den Weg erklärt, hätte ihn auf Sehenswürdigkeiten aufmerksam gemacht? Die Frau, die 1944 mit einem Franzosen eine Straße in Mannheim-Sandhofen entlang läuft, wird bald darauf ins Büro des Gruppenführers gerufen. "Was bist du für ein Hurenmensch?" schreit dieser Weickert sie an. Eine deutsche Frau macht so etwas nicht. Kahlgeschoren muss sie mit dem Schild "Franzosenhure" um den Hals herumlaufen, geschlagen, getreten, gedemütigt. Eine alte Frau erzählt in der Rückschau von ihr, nah an der Gegenwart, vielleicht 50 Jahre nach den Ereignissen: "Die soll sogar geschlechtskrank gewesen sein", wiederholt sie die Verleumdung von damals.
Vom Hunger erzählt eine andere Szene, in der sich zwei Zwangsarbeiter unterhalten, zwei von 1066, die im Herbst 1944 von Dachau nach Sandhofen in die Gustav-Wiederkehr-Schule gebracht wurden und von denen viele nicht überlebten. "Nur noch einmal richtig satt essen, bevor ich sterbe", wünscht sich der eine, an nichts anderes kann er denken als an den Hunger. Und dann die Szene, in der einer der Männer in KZ-Kleidung von dem schönen Tag erzählt, der kalt war und sonnig. Am Strang endet der Mann, wegen nichts, mitten auf dem Schulhof wird er gehängt, ein Exempel für die anderen. Wer sich "draußen" auf die Mauer stellte, konnte zusehen. Jeder, der wollte, konnte wissen von dem Unrecht, das in Sandhofen geschah.
Grausame, schonungslos brutale und deswegen aufrüttelnde zwölf Szenen hat der Mannheimer Autor Walter Landin aus den beiden Prozessprotokollen gegen den ehemaligen Gruppenführer Weickert (im Mai 1948 zu vier Jahren Haft wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt, im Oktober 1950 begnadigt) und seinen Stellvertreter Karl-Ludwig Flohr (im November 1952 zu 18 Monaten auf Bewährung wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt, 1954 erlassen) geschrieben, ergänzt durch die Biografien ehemaliger Häftlinge, die heute in der Gedenkstätte in der Gustav-Wiederkehr-Schule einzusehen sind. Keine leicht verdauliche Kost. Doch was hier eine Stunde lang weh tat, das brachte damals Millionen Menschen den Tod. Allein in Mannheim mussten von 1939 bis '45 über 25000 Zwangsarbeiter in 600 Betrieben Frondienst leisten, in Deutschland über zehn Millionen, erinnerte Kulturdezernent Peter Kurz. Die Schüler, die mit Darstellern des Schnawwl-Spielclubs und der Senioren-Theater-Gruppe "Spätlese", begleitet von Gitarrist Hans Reffert und unter der Regie von Eva Martin-Schneider daran erinnerten, haben auf schockierend eindringliche Weise einen Beitrag zur Erinnerungskultur geleistet. (jus)

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Samstag, 27,Januar 2001 um 18:00

Uraufführung im Rahmen des Holocaust Gedenktages der Stadt Mannheim 

Stadthaus N1, Ratssaal

 

Mittwoch, 2. Mai 2001 um 19:30 Uhr
Bürgerhaus Heddesheim
Unterdorfstr. 1 / 68542 Heddesheim

16. Mai 2001
Forum der Jugend

22. Mai 2001 um 19:30
Integrierte Gesamtschule Mannheim-Herzogenried
Herzogenriedstr. 50 / 68169 Mannheim


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